Jahrestagung des SFI mit Nobelpreisträger Professor Oliver Hart

Die Jahrestagung des Swiss Finance Institute (SFI) ist eine zentrale Veranstaltung im Kalender der Schweizer Finanzwelt und hat sich als exklusive Diskussionsplattform etabliert. Sie vereint die besten Köpfe aus der akademischen Welt und dem Schweizer Finanzplatz. Der viel beachtete Event, der dieses Jahr unter dem Titel "Corporate Governance: Beyond Shareholder Value?" stand, ermöglichte einmal mehr den aktiven Wissens- und Erfahrungs-austausch von Praktikern und Akademikern.
Datum05 Nov. 2021
KategoriePresse

Vor fünfzig Jahren stellte der Nobelpreisträger Milton Friedman fest, dass die soziale Verantwortung der Unternehmen in der Gewinnmaximierung besteht. Bis vor kurzem herrschte diese Friedman-Doktrin in der Unternehmens- und Investmentwelt vor, und der Grundsatz, dass Unternehmen danach streben sollten, den Shareholder Value zu maximieren, wurde weitgehend akzeptiert. Heute ist dieser Konsens nicht mehr gegeben, wie Prof. François Degeorge, Managing Director des Swiss Finance Institute (SFI), in seiner Welcome Note erklärte. In der Wissenschaft, in der Unternehmenswelt sowie in der Gesellschaft wird das Primat des Shareholder Value – besonders vor dem Hintergrund der aktuellen Klimadebatte – zunehmend in Frage gestellt, wie auch Professor Oliver Hart von der Harvard University in seinem Gastreferat ausführte. Seine These illustrierte der Nobelpreisträger am Beispiel der immer noch unterschätzten Shareholder Voice, die Unternehmen auf ihrem Weg hin zu umweltfreundlichen Geschäftsmodellen, gegenüber einer Exit-Strategie, deutlich effektiver zu beeinflussen vermag. Dr. iur. Katja Roth Pellanda, Group General Counsel of Zurich Insurance Company Ltd, richtete ihr Augenmerk auf die Frage, wo im Unternehmen ESG-Entscheidungsträger aus einer Governance-Optik angesiedelt und wie wirksame und glaubwürdige ESG-Strategien umgesetzt werden sollten, während Philipp Rickenbacher, CEO der Schweizer Privatbank Julius Bär, die (Bank-)Kunden ins Zentrum seiner Ausführungen stellte. So verwies er in seiner Speech darauf, dass private Anleger aufgrund ihrer grossen Zahl einen enormen Stakeholder Impact entfalten und über ausgewogene Investment-Entscheidungen die Transformation in eine nachhaltig ausgerichtete Realwirtschaft massgeblich zu beschleunigen vermögen – und dies aufgrund eigener Wertvorstellungen und angesichts der globalen Herausforderungen, der die heutige Gesellschaft gegenübersteht, wohl auch tun werden. Die Rolle von Banken sieht er in diesem Zusammenhang als Navigator und Katalysator, wenn es darum geht, ESG-Informationen aufzubereiten und für die Kundschaft zu interpretieren. In seinem Schlusswort adressierte Dr. Romeo Cerutti, General Counsel der Credit Suisse Group und Chairman des SFI Foundation Board, die Notwendigkeit griffiger und stringenter Governance-Strukturen auch in einem ESG-Kontext. Moderiert wurde die SFI-Jahrestagung von Caroline Roth, die gekonnt zwischen Publikum und Referenten interagierte.

 

Medienmitteilung, Zürich, 5. November 2021