Die Inflation erreicht die Schweiz

Nachdem die Inflation jahrzehntelang eher ein Randthema war, steht sie nun wieder ganz oben auf der Tagesordnung der politischen und wirtschaftlichen Entscheidungsträger sowie der Anleger. Deshalb hat sich das SFI entschlossen, das aktuelle Inflationsumfeld in einer umfassenden Public Discussion Note (PDN) unter dem Titel "Steigende Inflation-strategische Überlegungen für Anleger" zu analysieren.
Datum19 Mai 2022
KategoriePresse

Bis vor kurzem mussten sich die Finanzmärkte mit historisch niedrigen Anleiherenditen und hohen Aktienbewertungen auseinandersetzen. Sie bewegten sich in einem Umfeld, das auf die Verkürzungen der Zentralbankbilanzen reagierte. Entgegen ihrem Ruf als "Insel der Glückseligen" zeigt sich nun, dass die globale Inflationsdynamik keinen Halt an der Schweizer Landesgrenze macht. Im Februar 2022 erreichte die 12-Monats-Inflation 2,2 % und damit eines der höchsten Niveaus in der Schweiz seit Mitte der 1990er Jahre, mit Ausnahme einer kurzlebigen Inflationsepisode im Jahr 2008. Die Schweizerische Nationalbank rechnet derzeit mit einem noch höheren Inflationsniveau. Sie hob in ihrer Sitzung vom März 2022 die Inflationsprognose für 2022 - im Vergleich zu der vom Dezember 2021 - um einen Prozentpunkt auf 2,1% an.

 

Die Schweizer Anlegergemeinde reagiert auf die neue Realität. Eine kürzlich durchgeführte Umfrage zeigt, dass eine knappe Mehrheit der Marktteilnehmer bereits Schritte unternommen hat, um ihre Portfolios auf ein steigendes Inflationsumfeld und eine Normalisierung der Geldpolitik vorzubereiten. "Die internationalen Anleger stellen ihr Aktienengagement auf Value- und Finanzwerte um und kaufen verstärkt variabel verzinsliche Anleihen und inflationsgeschützte Staatsanleihen (TIPS - Treasury Inflation Protected Securities)", so SFI-Prof. Francesco Franzoni, SFI Senior Chair und Professor für Finanzierung an der Università della Svizzera italiana und Mitverfasser der PDN. Im Gegensatz dazu ist der Handlungsspielraum für Investoren, die sich nur auf den Schweizer Markt konzentrieren wollen oder müssen, eher begrenzt. Inländische Optionen sind kaum vorhanden, da die gesamte Renditekurve des Schweizer Frankens bis Ende 2021 im negativen Bereich lag und erst Anfang 2022 (und nur bei Staatsanleihen mit einer Laufzeit von drei Jahren oder mehr) über Null stieg. Dr. Francesco Mandalà, Chief Investment Officer bei der MBaer Merchant Bank AG und Mitverfasser des PDN, fügt hinzu: "Trotz dieser Verschiebung dürften auf CHF lautenden Anleihen aufgrund des erwarteten Zinsanstiegs in diesem Jahr eine negative Rendite erzielen".

 

Die Presseunterlagen finden Sie hier:

Deutsch I Englisch I Französisch I Italienisch